8* Wells Park.
Heute steht mal keine lange Fahrerei auf dem Programm, wir wollen ein paar Kilometer nach Norden fahren, eine Runde wandern gehen und anschließend noch etwas weiter im Norden einen neuen Campingplatz suchen. Einfacher Plan. Die Straße verwandelt sich nach ca. 200 Metern in eine Schotterstraße, die mit unserem Gefährt und dem entsprechenden Gewicht nur mit maximal Tempo 30 zu befahren ist. Federung ist auch eher Fehlanzeige und so zieht sich die Gravelroad doch ziemlich. Am Trailhead angekommen beobachten wir kurz darauf Fische, die versuchen die Stromschnellen hochzuspringen. Sieht komplett surreal aus, wenn ein 80 cm langes Tier, was eigentlich sein Habitat unterhalb der Wasserkante gefunden hat plötzlich aus der Gischt in Richtung der Strömung fliegt. Und insgesamt auch gar nicht mal so erfolgreich. Während wir weiter den Fluss hochwanden frage ich mich, ob die schuppigen Freunde wissen, wie viele Hindernisse sie da wohl noch erwarten. Das sind nämlich einige. Wir machen und bei bestem Wetter ne gute Zeit, halten hier und da mal den Fuß ins Wasser und staunen über dieses wunderschöne Landschaft. Den Fluss. Den Wald. Ist was anderes als Bochum Innenstadt und Herne Wanne.
Auch mal tagelang nur Natur zu fotografieren, anstatt 936er beim Umlagern ist gerade mal genau das richtige.
Gegen 15:30 Uhr machen wir uns auf nach Norden Richtung Clearwater Lake und finden zum ersten Mal eine Station, wo wir unseren fahrbaren Untersatz einmal wieder auf null setzen können. Schmutzwasser leeren, Frischwassertank auffüllen. Ich fange an zu bereuen, dass ich aufgrund meiner euphorischen Erwartungen an die Reise, der guten Dame, die uns alles haarklein erklärt hat, nicht so aufmerksam gefolgt bin, wie es möglich gewesen wäre. Mario hat da den deutlich besseren Durchblick, dachte ich, allerdings haben wir kurz darauf unsere Toilette und unsere Waschbecken geflutet, die halbe butze steht unter Wasser. Whoopsi. Das war wohl der falsche Anschluss. Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich am besten. Sind aber auch viele Ventile hier. Einmal geflucht, geputzt, neuen Anschluss probiert - besser. Wir stellen uns vor, wie sich den Spaß jemand auf der CCTV anguckt. „Hey Jerry, schau mal - was treiben die da? - Bitte, lasst zumindest den Tankdeckel in Ruhe“.
Wir fahren weiter zum Campingplatz, der ist allerdings komplett ausgebucht. Und auch der nächste ist voll. Das Wetter ist deutlich zu gut und es ist alles zu schön hier um sich darüber jetzt aufzuregen. Apropos aufregen - ich glaub Mario ließt den Blog eh nicht deshalb kann ich das easy erzählen - der Junge regt sich so gerne über Kleinigkeiten auf, das ist so unterhaltsam. Wir stehen beim Wandern mitten im Wald und er fängt an zu schimpfen wie ein Rohrspatz weil einer seiner Müsliproteinriegel aus seiner Sicht viel zu wenig Platz in seiner Umverpackung einnimmt als er sollte. Und von der Pappverpackung außen rum wolle er gar nicht erst anfangen. Er wittert Betrug am Kunden. Ich vermute er gibt mir recht, dass es nicht ganz so dramatisch ist, wenn man eine makroskopische Perspektive auf die ganze Situation einnimmt. War übrigens nur einer von vier Riegeln. Die anderen waren fair bemessen. Back to Track, wir fahren zurück zum Pyramid Camping wo wir die letzte Nacht gestanden haben und was auch routentechnisch kein Problem ist, da die Straße hier eine 80km Sackgasse ist. Angekommen gibts erstmal Spaghetti Bolognese und der nächste Eklat droht. 900g Spaghettipackung. „Wat soll das? Warum packen die da nicht einfach 1 kg rein? So sinds zu viel für zwei und zu wenig für drei Portionen.“ schallt es über die Campsite. Er wird drüber wegkommen. Nach dem Abendessen geht es nochmal an den Fuß der Dawson Falls. Ausgerüstet mit Snacks und kalten Getränken verbringen wir den restlichen Abend vor einer unglaublichen Kulisse. Die meiste Zeit sagt niemand ein Wort. Kein Netz, keine Musik, kein Handy, keine Verpflichtung, keine Menschen. Was mich sonst bisweilen stresst gibt mir hier ein Gefühl von tiefer Ruhe und Zufriedenheit. Die Gedanken sind frei. Macht das Bock hier.