/7. Theeeese Falls.
Wie packen zusammen, gehen einmal mitm Besen durch den Camper - gespült wird sogar auch weil sonst klappert es so beim fahren und dann fahre ich die Möhre zum ersten Mal. Was ein Panzer. Die Strecke ist wenig herausfordernd und so ziehen wie Kilometer für Kilometer Richtung Nordosten. Wie haben denn Tipp mit dem Pyramid Campingplatz beherzigt und peilen für unsere Fahrt zunächst Clearwater an, von wo aus eine weitere, kleinere, etwa 60 km lange Straße hoch zu unserem Ziel führt. Ich versuche das später hier in einer Karte mal darzustellen. Die Fahrt ist unspektakulär, unterwegs gibt’s nen geilen Burger und wir tanken zum ersten Mal. 136 Liter Regular. Über 200$. Keine Tankkarte. Saurer Apfel.
Vollgetankt kommen wir an dem wirklich ruhig gelegenen Platz an und machen uns direkt wieder auf zu den Wasserfällen. Wenn ich der Touristmap hier trauen darf gibt es hier dutzende Wasserfälle und zwei schaffen wir heute noch. Zunächst zum Dawson Fall. 2km durch den Wald und Junge, alter! Was ein Spektakel. Mitten im Wald gelegen und über die volle Breite erstreckt sich eine Naturgewalt von unfassbarer Schönheit. Und vielleicht das beste an der Geschichte: hier ist niemand. Kein Giftshop, keine Busse, kein Kreuzfahrtschiff und keine Reisegruppe, kein gelber Regenschirm - kein Timo, der vor von irgendeiner Lisa die nächsten Fineart InstaPics macht - hier ist niemand. Und man kann hier überall rumturnen wie man Bock hat. Ich bin zwar der Meinung es ist so geil hier, man könnte den restlichen Tag hier bleiben - es ist 17:30 - aber Mario hält in der Regel an einem einmal festgelegten Plan fest und macht Druck, Helmcken Falls auch noch! Ob er weiß, dass wir dann jetzt nochmal etwa 15 km unterwegs sein werden? Wie geil soll es denn noch werden?
Wir latschen los. 1,5 km Schotterweg, 2km Straße bevor wir am Trailhead ankommen. Ich hab gehört, Wasserfälle lohnt sich vor allem dann, wenn man noch was sieht und die Sonne senkt sich gerade in tiefem rot durch den Wald, während wir uns im Stechschritt dem traumhaft schönen Weg widmen. Es fühlt sich an, als würde man Downhillbiking zu Fuß machen. 4-5 km später hören wir es langsam tosen. Und auch hier ist wieder niemand. Vielleicht lohnt das ganze nicht? Wobei die Dawsonfalls waren auch geil und keiner war da, Theorie schnell widerlegt. Oder bei Dunkelheit durch den Wald ist aus irgendeinem Grund nicht so clever? Noch ist‘s hell. Auch egal. Den Weg, der für 1,5 Stunden ausgelegt ist haben wir in 50 Minuten abgerissen. Das steht auf der haben Seite. Muskelkater morgen bestimmt auch. Und der Blick? So viel vorweg:
Wow.
Einfach wow.
Unfassbar.
Der Fluss, der auch die vorher beschriebenen Dawson Falls speißt, erstreckt sich etwas tiefer mit einer Breite von ungefähr 100m nur um dann kanalisiert ca. 200 Meter durch die glitzernde Abendsonne in die Tiefe zu fallen. Der Wanderweg bietet mehrere View Points, die allerdings nicht als solche gekennzeichnet oder gesichert sind - die aber beim Blick nach unten den Eindruck erwecken, man würde im Flugzeug sitzen. Jesus Maria, das ist ein Blick. Ich darf großspurig behaupten, dass ich schon ein paar Wasserfälle gesehen habe bisher, aber der übertrifft alles. Diese ganze Schönheit in einem Foto darzustellen ist schier möglich. Wir staunen eine ganze Weile vor uns hin, bis die Sonne vollständig untergegangen ist und machen uns dann wieder auf den Weg, diesmal mit Handytaschenlampe über Stock und Stein zurück - noch ein bisschen schneller als auf dem Hinweg und ohne einem Bären zu begegnen. Auch wichtig. Dafür treffen wir immer mal wieder eine Kröte, einen Laubfrosch und ein paar Streifenhörnchen. Gegen 21:45 sind wir wieder zurück am 400PS-Mobil und machen uns noch ein paar Bagles zum Abendessen. Wir feiern uns mal wieder ein bisschen dafür, dass wir die Tour noch durchgezogen haben und gehen komplett beseelt schlafen.