&9. “Für mich der Marcelo der zweiten Bundesliga”
Genug Pyramid. Wir packen zusammen, gehen wie im Flugzeug die Abfahrtschecklist durch. Slide-Out in. Checked. Markise, Dachfenster? Checked. Wir sind wieder auf Tour. Wird Zeit mal wieder etwas Gummi auf der Straße zu lassen. Im Radio laufen Die Ärzte, Foo Fighters, 3Pluss und Samy Deluxe. Blessed und Gifted geht’s Richtung Blue River, mit kleinem Stop in einem Café wo wir mal eben ein wenig Netz haben. Bringt uns ja alle nicht weiter wenn ich meine Notizapp offline zuballer mit meinen tollen Erfahrungsberichten hier. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Plot, Corey Taylor, Betterov und Harakiri für the Sky auf den Ohren. Ist ein wilder Mix der sich hier entwickelt aber wir finden ein musikalisches Gleichgewicht zwischen zwei Polen. Und damit meine ich nicht unser Nachbarland. Das gibt’s ja auch nur einmal. Vergiss es. Wir sind unterwegs Richtung Blue River, Ziel ist eine kleine Bootstour mit Chance vielleicht einen Bären oder so zu sehen. Mario bucht uns für 15:30 ein, fährt Bleifuß und wir sind pünktlich vor Ort um noch ausgewogen Mittagessen zu gehen.
Die Tour ist cool, mit einem kleinen Speedboot geht es für 3 Stunden über einen See der auf den Namen Mudlake hört und den Fluss hinauf, der Skipper weiß wie man driftet und die Kulisse ist - klar - Atemberaubend. Wir sind jetzt seit einer Woche hier und hatten nicht mal sowas wie den Hauch von schlechtem Wetter.
An Bord ist außerdem noch ein Doggo der sich bereitwillig von allen 6 Passagieren streicheln lässt und bisweilen über die Reling zum Bug balanciert und sich den Wind um die Nase wehen lässt. Idylle pur. Einen Bären oder einen Elch sehen wir leider nicht, dafür genießen wir die Abendstimmung zwischen den mächtigen Erhebungen.
Mit den letzten Sonnenstrahlen sind wir wieder am Anleger und machen uns auf die Socken. Wir sind unterwegs Richtung Jasper und haben uns einen Campingplatz auf halber Strecke ausgeguckt, ca. 130 km Fahrt bis dahin. Angekommen. Voll. Toll. 140 Campsites, alle belegt. 20:15. Nächster Platz: Auch voll. Inzwischen ist es stockdunkel, bis auf den Vollmond der die Umgebung so mittgeil ausfunzelt. 21:00 Tête Jaune Camping hat auch nichts mehr frei. Aber ein Office. Höflich erkundige ich mich nach drei Fußballfeldern Platz für einen Panzer mit Küche. Negativ. Aber Omma am Schalter greift gleich zum Hörer und wenig später haben wir einen Platz nicht weit von hier. Jackpot. Der vierte Anlauf ist dann erfolgreich und wir finden den Campingplatz der zwar nicht annähernd so nett gelegen ist wie die letzten, dafür über eine komplette Infrastruktur verfügt. Innerhalb von Nanosekunden holen wir uns den letzten Stellplatz, schließen uns an (inzwischen wissen ja, was wo anzukabeln ist) und schon stehen die Tortellini aufm Herd. Es gibt sogar LTE hier draußen. Crazy. Starlink ist hier auch ein echtes Ding haben wir festgestellt. Und hier gibt’s Waschmaschinen! Fast noch faszinierender als ein Satellitennetzwerk. Während wir in Klappstühlen und mit Campinggeschirr vor unserem Camper sitzen stellen wir fest, das wir in einer Schneise der einzigen Eisenbahnverbindung sowie der nächtlichen Highwayconstruction wohnen. 23:36, heute schlafe ich zu dem Pipen einer rückwärtsfahrenden Straßenwalze und zu dem Geruch frischen Asphalts ein. Ziemlich viel Zuhause für soweit weg.