(5#) - Sea To Sky Highway.
Tasche packen, Pfannkuchen mit Ahornsirup frühstücken, schnell noch paar Bilder bearbeiten und auf geht’s. Wir werden ein paar Blocks entfernt von unserem Hotel eingesammelt und lassen uns vom Fahrer noch etwas über die Stadt aufklären. In einem 15 Sitzer mit Anhänger fahren wir kreuz und quer durch die Stadt zu dem Camperverleih, wieder ist Thomas Müller das Thema Nummer 1. Der Mann im roten Polohemd der aussieht wie ein Dieter erzählt, dass bis vor kurzem unglaublich viele Filme in Vancouver gedreht wurden, überall Kamerateams aus den USA - bis Trump angefangen hat Zölle darauf zu erheben. Die Meinung über Trump ist hier recht eindeutig habe ich den Eindruck. Wir fahren bis an den südlichsten Zipfel der Stadt - von hier aus sind es nicht mal mehr 30 Minuten bis zur Grenze. Wir erfahren außerdem: In Vancouver weht praktisch kein Wind. Auf dem Grouse Mountain wo wir gestern waren steht ein Windrad, dass sich aber praktisch überhaupt nicht dreht. Klassischer Fall: hätte man vorher mal drüber nachdenken können. Kanada nutzt insgesamt über 60% Wasserkraft zu Energieerzeugung. Gut so.
Wir sind angekommen. Auf dem Hof stehen ungefähr 100 Camper, vielleicht mehr, in unterschiedlichster Form, Farbe und Größe - wie checken ein. Ich genehmige mir einen gratis Hot Dog und bezahle mit einer Boomerdadconversation à la „No, it’s not cool, it’s a HOT dog“. Ahja. Ist es dann noch gratis? Naja, egal - wir müssen ein bisschen warten bis sich alles ein wenig organisiert hat, werden dann aber sehr freundlich eingewiesen in die fahrende Unterkunft. „Hier Ventil für das, Schlauch nur daran und der Schalter hier macht das und der hier jenes“ - ich schalte ab und versuche die Dimension dieses Fahrzeugs zu begreifen. Ziemliches Schiff. Die Vorstellung mit dem Teil zeitnah durch die Berge zu fahren vergnügt mich. Wir kriegen die Schlüssel, plündern das Übergaberegal (gute Erfindung, ich loote einen Föhn) und nach einem äußert umfangreichen Einkauf der uns gefühlt in die Privatinsolvenz treibt sind wir dann aufm Weg. Wir fahren auf den Highway und die Playlist läuft. Einmal komplett zurück durch Vancouver, an Gouse Mountain vorbei bis nach den letzten Häusern einfach nur noch Wald kommt. Allerdings ist der gesamte Horizont die ganze Zeit in ein leichtes grau gehüllt, zum Teil sind die Gipfel der Berge nicht zu sehen und alles wirkt etwas farbentsättigt. Der Wetterbereich sagt - keine Wolke am Himmel, dafür Waldbrände in der Nähe. Schon bald sehen wir auch die ersten Helikopter mit Löschbojen die immer mal wieder über den Highway fliegen und Beschilderungen, die die Waldbrandgefahr aktuell bei Stufe „Extrem“ einordnen. Gut, wenn es schon brennt, ist extrem vermutlich die richtige Wahl. Nach einer Weile klart es etwas auf und Stück für Stück verwandelt sich der Blick auf die Landschaft in das, was man sich hier vorstellen würde.
Wir kommen an unserem ersten Campingplatz an, Nairn Falls, ein kleiner Ort nahe des „Green River“. Bis auf das rauschen der Flusses und ein paar Vögel ist hier nichts zu hören - Natur aus dem Bilderbuch. Zum ersten Mal können wir ernsthaft mit den ganzen Spielereien unseres Monstertrucks beginnen.
Erstmal ein paar Knöpfe drücken und gucken was passiert. Markise fährt aus. Geil. Markise wird beleuchtet. Die Wasserpumpe springt an, das Wohnzimmer fährt raus, die Solaranlage solart vor sich hin - starkes Teil. Wir nutzen das letzte Tageslicht für eine kleine Wanderung - von ca. 3 km zu den nahegelegenen Wasserfällen. Der Weg führt vorbei am Green River bis hinauf zu zwei Abschnitten, wo das Wasser sich tosend den Fels hinunterstürzt.
Ein beeindruckender Anblick. Wir sitzen, latschen und quatschen bis die Sonne untergingen ist und wir uns wieder auf den Rückweg zum Fast-Klasse-B-konformen Wohnmobil machen.
Ausgewogenes Abendessen mit unseren gemeinsamen Kochkünsten: Tortellini mit Spinat Füllung, dazu HEINZ Ketchup. Das ist Leben. Wir versuchen ein bisschen Planung zu betrieben, Mario bucht schon mal Banff und Japser vor, allerdings alles etwas tricky weil wir aktuell nicht genau wissen, wie es mit den Waldbränden aussieht. Jasper hat große Teile seiner Campinggrounds geschlossen oder nur noch für Zelte geöffnet, außerdem ist mir das Prinzip hier noch nicht ganz klar. Manche Campingplätze lassen sich grundsätzlich nur zwei Tage im voraus buchen, andere sind Come First and be happy und dann gibt es auch noch eine kranke Auswahl über die nächsten 700km verteilt.
Joa gut, wir haben ja ne Unterkunft und man kann sich auch irgendwo einfach hinstellen und übernachten, wenns jetzt nicht gerade Privatgelände ist - was soll da schief gehen?
Ich versuche bei Gelegenheit noch so ein E-Mail Ding zum abonnieren zu basteln, allerdings ist hier draußen das Handynetz nur so mittel und jeder Klick dauert erstmal ne gefühlte halbe Stunde. Jedes Bild dieses Blogs hier kostet das Modem meines Mobiltelefons den letzten Nerv. Aber ey, soll Qualcomm mal zeigen was es drauf hat, dafür lohnt es sich. Naja und komm, wir versuchen das mal mit dem Mailing, alleine für Robin, der mir sonst ein schlechtes Gewissen macht.